Eine wichtige Errungenschaft in der Demokratie ist die Meinungsfreiheit. Und so muss unser Rechtsstaat auch das über sich ergehen lassen: Am vergangenen Mittwoch versammelten sich hunderte Menschen in Heidenau und grölten zu unserer Kanzlerin "Volksverräter" oder "Miststück". Das sind wohl gemerkt noch die Worte, die man hier öffentlich schreiben kann. Selbst dumme Menschen dürfen in diesem Land solche Wörter rufen. Trotzdem ist dieser Hass ernst zu nehmen und die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) muss sich den Sorgen und Nöten von Bürgern vor Ort annehmen. Die Asylpolitik darf nicht mehr über den Köpfen der Menschen vor Ort hinweg entschieden werden. Das nährt den Hass und macht es braunen Rattenfängern viel zu leicht.
Beschimpfungen vom Straßenrand
Viel zu spät machte die Kanzlerin die Asyldebatte zur Chefsache. Inzwischen wurde aus der einst verträumten Kleinstadt Heidenau ein zweites Rostock Lichtenhagen. Die Bilder von randalierenden Menschen, die Hassparolen riefen und Jugendliche, die auf Polizisten einschlugen gingen um die Welt. Nun kam die sonst so beliebte Merkel in das Krisengebiet und fuhr mit Parteifreund und Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich an dem Mob vorbei. Normalerweise suchen die Menschen die Nähe zur Kanzlerin. Diesmal nicht. Aus der Masse schrie man sogar "Hure". Ein Pressefotograf mischte sich unter die Krawallmacher und wurde ebenfalls attackiert, was man im Video noch hören wird. Es sind abscheuliche Szenen aus Heidenau. Wieder einmal.
Flüchtlinge werden schwer bewacht
In einem ehemaligen Praktiker Baumarkt sind bisher rund 600 Flüchtlinge untergekommen. Das Gebäude wird schwer bewacht. Ein Sicherheitszaun sowie Sichtschutz soll die Ausländer schützen. Die Polizei darf in der "Zone" rund um den Baumarkt Personalien von Passanten ohne Grund kontrollieren. Jeder offene Vollzug in Deutschland hat lockere Sicherheitsmaßnahmen. In Heidenau müssen Flüchtlinge eingesperrt werden, um sie vor den Menschen da draußen zu schützen. Der Bundeskanzlerin dürften solche Szenen mehr als nachdenklich gestimmt haben. Und Heidenau ist kein Einzelfall. In Berlin Reinickendorf brannte erst eine Turnhalle für Flüchtlinge, ebenso in Nauen (Brandenburg), vergangene Nacht in Leipzig. Man kann sagen: Täglich brennen irgendwo in Deutschland Unterkünfte für Flüchtlinge. Die Kanzlerin ist dringend gefragt. Harte Worte und Verurteilung von Fremdenfeindlichkeit sind wichtig, werden in Zukunft aber nicht mehr reichen.
Amateurvideo, aufgenommen am 26. August, beim Besuch von Kanzlerin Merkel:
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