Sich nach einem Unfall über seinem eigenen Körper schwebend wiederzufinden, das Gefühl, sich durch einen Tunnel auf ein Licht zuzubewegen oder die Begegnung mit einem "überirdischen" Wesen, welches der eigenen Religion oder Glauben entspricht, das alles sind Erfahrungen, die laut Aussagen des Berliner Soziologen Hubert Knoblauch ungefähr 3,3 Millionen Menschen alleine in Deutschland bereits gemacht haben wollen und mit dem Begriff der Nahtoderfahrung umschrieben werden. Sind solche Nahtoderfahrungen nur Halluzinationen, die durch einen Sauerstoffmangel des Gehirns hervorgerufen werden, oder handelt es sich um glaubwürdige Erlebnisse, die aus einem Bereich zu kommen scheinen, der nicht so recht in unser rationales Weltbild zu passen scheint.
Was sagen Nahtoderfahrungen über den Todeszeitpunkt aus?
Dass Berichte über Nahtoderfahrungen nicht Neues sind, ist durch die Literatur der Jahrhunderte mit zahlreichen Beispielen belegt. Ab den 1970er Jahren scheinen sich diese Berichte aber zu häufen, was sicher mit den immer besser werdenden medizinischen Kenntnissen zu tun hat, Menschen auch nach ihrem klinischen Tod wieder ins Leben zurückholen zu können. Laut wissenschaftlicher Standards lässt der Sauerstoffmangel das Gehirn bereits nach einer halben Minute seine Aktivität einstellen. Wer nach einer ca. zwanzig minütigen Reanimation nicht wieder ins Leben zurückkehrt ist, gilt als tot. Wie neueste Erkenntnisse beweisen, wird sich diese „Grenze“ nicht mehr lange halten können, denn der Notfall-Mediziner und Reanimationsforscher Sam Parnia beweist eindrucksvoll, dass es mit Hilfe einer speziellen Kühltechnik möglich ist, Menschen auch Stunden nach ihrem Tod wieder ins Leben zurückzuholen.
Sind Nahtoderfahrungen nichts anderes als Hirngespinste?
In einem Interview mit dem „Spiegel“, geht Parnia auch auf das, mit erfolgreichen Reanimationen oft einhergehende Phänomen der Nahtoderfahrung ein, die für den Forscher keineswegs nur ein Hirngespinst darstellt. In seiner vielbeachteten „AWARE-Studie“, einer Echtfallstudie mit 140 Patienten, die einen Herzstillstand überlebten, geben über ein Drittel der Befragten an, eine Nachtoderfahrung gemacht zu haben. Signifikant ist für Parnia, dass der Tod für den überwiegenden Teil der Befragten eine angenehme Erfahrung war und dass menschliches Bewusstsein in den Anfangsstadien des Todes anscheinend noch vorhanden sein muss.
Wie kann man durch Sauerstoffmangel bedingte Halluzinationen bei Nahtoderfahrungen ausschließen?
Um die Stichhaltigkeit des Arguments, dass Nachtoderfahrungen durch Sauerstoffmangel des Gehirns hervorgerufen werden, zu entkräften, wurden von Parnia in 16 Krankenhäusern verteilt auf Österreich, England und Amerika Bilder auf Regalen angebracht, deren Inhalt nur ab einer entsprechenden Höhe zu erkennen war. Wenn Patienten also die Angabe machten geschwebt zu sein und den Inhalt der Bilder erkannten, mussten sie sich also auf dieser Höhe befunden haben. Anscheinend entsprachen die Nahtoderfahrungen seiner Patienten diesen Kriterien. Die Beurteilung, ob die Studie Parnias nun die Echtheit von Nahtoderfahrungen beweist oder nicht, mag jedem selber überlassen bleiben. Faktum ist, dass Nahtoderfahrungen es mit Sicherheit wert sind, genauer untersucht zu werden.
Bild: Ion Chibzii – CC-BY-SA 2.0 – flickr.com
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