Wer das erste mal einen Auftritt von Krewella erlebt, verfällt in ein Delirium. Die 26-jährige Jahan schreit in das Mikrofon "Run, Ruuuuun", ihre Haare verschmieren den Schweiß im Gesicht, das nasse T-Shirt klebt an ihrer Haut und sie springt einen Meter in die Höhe. Das ist das Zeichen: Wir springen mit, wir schreien! Ihre jüngere Schwester Yasmin rennt über die Bühne und taucht kurz im Konfettiregen ab. Dann sprintet die 23-Jährige zu den Synthesizern und dreht sie richtig auf. Und das ist erst der Anfang.
Outfit: schwarze Legging
Zwei Stunden später sitzen alle völlig dehydriert im Backstage-Bereich mit Fans und schlürfen Moët & Chandon aus Plastikbechern. Für die Fans nur das Beste. "War das eine krasse Scheiße, so geile Show!" Jahan quatscht mit Fans. "Sie erzählen, was sie an unserer Musik inspiriert." Krewella machen nicht einfach nur Radau auf der Bühne. "Die Fans sind unheimlich wichtig. Ohne sie funktionieren unsere Auftritte nicht." Krewella haben ihren Stil gefunden. Dazu gehören auch die Klamotten. Wieso schwarz? "So sieht es immer aus in unserem Schrank. Schwarz. Wir packen unsere Kleidung für Touren meistens 10 Minuten bevor wir losfahren. Dann ziehen wir uns ein paar Leggings, bequeme Slips und BHs raus, schmeißen das Zeug in den Koffer. Fertig!"
Wir sehen doch nicht gut aus
Yasmine und Jahan wird man nicht in Designer-Klamotten sehen. Das gleiche gilt beim Schminken. "Früher waren wir krass gestylt. Das verläuft aber sofort, wenn wir schwitzen und sieht beschissen aus." Mascara und Liner - fertig sind die zwei. Und sie sehen immer noch sexy aus. Die Yousafs Schwestern finden solche Bemerkungen doof, wir sollen auch nicht süß schreiben. "So gut sehen wir auch nicht aus." Sie lachen. Und wehe wagt man den Vergleich mit erfolgreichen Musikerfrauen. Selena Gomez oder Taylor Swift bedienen brav den Mainstream. Krewella den Rest und alles dazwischen. Und lauter.
Die Sache mit den 5 Millionen
Die beiden Schwestern aus Chicago begannen mit der Musik im Jahr 2007. Zunächst für sich und in kleinen Clubs. Ihren ersten Song veröffentlichten sie erst drei Jahre später. Ihre Songs werden vor allem in verschiedenen Mixen raus gebracht und sind fester Bestandteil in der Electro-Szene. Viele DJs oder Songwriter arbeiten mit Krewella zusammen. Ihre Musik wurde bis Herbst 2014 von DJ Kris Trindl produziert, er war Teil der Band Krewella. Dann kam es zu einem Streit. Trindl verklagte Yasmine und Jahan auf 5 Millionen Dollar Schadensersatz. Die Schwestern gingen in die Offensive und warfen Trindl sein Drogen- und Alkoholproblem vor. Kris trat aus der Gruppe aus.
Männer reichen wir das Wasser
Jahan und Yasmine schadete das nicht. Im Gegenteil. War die Musik bei Kris Trindl stets auf Electromusik fokussiert, kehrten Krewella mit ihrer aktuellen Single "Somewhere to Run" zurück zu ihren Wurzeln. "Wir bauten wieder mehr Rock-Elemente ein, wobei wir dem Electro-Genre treu bleiben." Krewella bekamen 2012 den "Internationalen Dance Music Award" und bewiesen, dass sie vor allem den männlichen DJ-Stars in diesem Genre das Wasser reichen können. Inspirieren lassen sich Krewella von Hozier, Imagine Dragons, Netsky oder auch Calvin Harris. Ihre Mischung aus House, Dubstep und Rock ist explosiv, die Performance unverwechselbar und ihre Auftritte versetzen einen in Ekstase. Bis Ende des Jahres touren sie noch durch europäische Festivals. Ohne mich mehr. Ich bin mit fast 40 zu alt für den "Scheiß". Aber aus mir wurde ein echter Krewella-Fan. Krasse Schwestern!
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