Taub, blind und orientierungslos
Eine traurige Nachricht für alle Besucher des Berliner Zoos: Eisbärin Tosca ist eingeschläfert worden. Tosca ist knapp 30 Jahre alt geworden. Eisbärweibchen haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von 25 bis 30 Jahren. Tosca wurde 1986 in Kanada geboren und lebte seit Dezember 1998 im Berliner Zoo. Sie stammte aus dem Staatszirkus der DDR und war die Mutter des leider längst verstorbenen Eisbären Knut. Toscas Gesundheitszustand hatte sich laut Informationen des Zoos in den letzten Wochen drastisch verschlechtert. Die Eisbärendame war demnach erblindet und taub, fand auch ihr Futter nicht mehr. Ihren Geruchssinn hatte Tosca ebenfalls verloren
Sohn Knut ertrank 2011 im Wassergraben
Wer erinnert sich nicht an den knuddeligen Knut, der im Dezember 2006 in Berlin geboren und schnell zum internationalen Medienstar wurde. Tierpfleger Thomas Dörflein zog den Eisbärjungen mit der Flasche auf, nachdem Mutter Tosca ihr Baby verstoßen hatte. Leider sind sowohl der berühmte Ziehvater als auch der beliebte Eisbär inzwischen verstorben. Thomas Dörflein ereilte im Jahr 2008 der Herztod, und Knut ertrank 2011 im Alter von nur fünf Jahren im Wassergraben. Wie das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) später mitteilte, litt Knut an einer Enzephalitis, einer Entzündung des Gehirns. Ursache dafür soll eine Virusinfektion gewesen sein. Der Virus konnte von Experten nicht genauer bestimmt werden.
Eisbären im Zoo als Besuchermagnet
Mehr als elf Millionen Besucher sahen Knut zu Lebzeiten im Berliner Zoo. Für Zoos und Tierparks bedeuten solche Tiere, die mit ihren Knopfaugen und ihrer niedlichen Tapsigkeit das Kindchenschema erfüllen, einen garantierten Kassenumsatz und zusätzliche PR. Kritiker äußern immer wieder große Bedenken gegen die Haltung von Eisbären im Zoo. Die Tierschutzorganisation PETA hat alle Eisbärenhaltungen in Deutschland untersucht und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass "Eisbären in Gefangenschaft grundsätzlich Verhaltensstörungen entwickeln sowie einem hohen seelischen Leidensdruck ausgesetzt sind". Die am häufigsten zu beobachtenden stereotypen Verhaltensstörungen bei Eisbären seien das Hin- und Herlaufen, das Auf- und Abschwingen (Weben) und das Drehen des Kopfes.
Auch der Deutsche Tierschutzbund fordert die Einstellung der Eisbärenhaltung
Die Zoos in Deutschland sollen laut Tierschutzbund auf die Haltung von Eisbären verzichten. Die Gehegestruktur und -größe und die klimatischen Bedingungen entsprechen demnach in keiner Weise den natürlichen Lebensräumen. Außerdem seien Eisbären - bis auf bestimmte Zeiten der Paarung und Fortpflanzung - Einzelgänger mit sehr großem Raumanspruch. Diese Fakten finden laut Deutschem Tierschutzbund bei einer Haltung im Zoo keine Berücksichtigung.
Meine Meinung: Da sich in Zoos gezüchtete Eisbären nicht auswildern lassen, kann Artenschutz sinnvoller im natürlichen Lebensraum stattfinden. Zwecks Anschauungsunterricht sollten wir bei diesen Tieren besser auf Naturdokumentationen im Fernsehen oder auf die Kinoleinwand zurückkommen.
jh