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Guido Westerwelle ist tot. Ich selbst erfuhr es um 14 Uhr aus einem Newsticker im Internet. Mir fuhr es durch den Kopf: "Selbst schon zweimal kurz getroffen, wirkte auf mich sympathisch." Wirklich kennengelernt habe ich den Politiker allerdings nicht, nur interviewt. Da bleibt man zwangsläufig auf professioneller Distanz. Der Bonner war ein Mann des Aufstiegs, Kunstsammler und medialer Selbstinszenierer. Der Jurist war mit 33 Jahren zum Generalsekretär und mit 39 zum Chef der FDP gekürt worden, einer unter seiner Führung weniger sozialliberal als neoliberal auftretenden Partei von nicht wenigen Kritikern als das demokratische Zünglein an der Waage verspottet.
Die Partei ließ Guido Westerwelle fallen
Im Polit-Zirkus können nur Sieger auf Loyalität und Unterstützung hoffen. Das musste auch Guido Westerwelle schmerzlich feststellen, als die FDP ihren Spitzenmann nach mehreren Niederlagen bei Landtagswahlen mehr oder weniger zum Rücktritt drängte. Der Kapitän wollte eigentlich nicht die Brücke verlassen, konnte sich aber der Bugwelle aus den eigenen Reihen nicht entgegenstellen. Bevor es ihn über Bord spülte, trat Westerwelle im Jahr 2011 vom Amt des Parteivorsitzenden zurück. Es war nicht das Ehren-, sondern das Ministeramt, das ihm später große Anerkennung einbrachte. Guido Westerwelle wirkte von 2009 bis 2013 als Bundesaußenminister, er war exakt 1511 Tage im Amt.
Westerwelle im Big Brother-Container
Guido Westerwelle galt als glänzender Redner, der sich stets stimmgewaltig und vor allem rhetorisch in Szene zu setzen wusste. Manche seiner PR-Aktionen erinnerten ein wenig an den liberalen Entertainer Jürgen W. Möllemann, der bei einem Fallschirmabsturz 2003 auf tragische Weise ums Leben kam. So war Westerwelles Besuch im Big Brother-Container für viele Kritiker ein bisschen zu viel der FDP-Werbetrommelei. Für sein Projekt 18 tourte der Politiker im Wahlkampf 2002 mit dem Guidomobil durchs Land und etablierte die FDP endgültig als Spaßpartei. Schließlich hätte selbst der glühendste FDP-Anhänger nie mit einem Stimmenanteil von 18 Prozent gerechnet. Immerhin holten die Liberalen bei der Bundestagswahl 2002 dann stolze 7,4 Prozent. Aber was bedeuten schon Erfolge in Zahlen, das Erreichen von Macht- und Karrierezielen, wenn der Mensch vom Krebs besiegt wird. So wie heute Guido Westerwelle mit nur 54 Jahren.
Zitat: Als er sich entschied, das Leben zu genießen, ließ ihm die Krankheit keine Zeit. (FOCUS Online)
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