19 Minuten war es still geblieben im Gladbacher Gästeblock am vergangenen Mittwoch. Es handelte sich um einen stillen Protest gegen den Geldgeber von Leipzig: Red Bull. Angelehnt an das Gründungsjahr der Borussia (1900) waren also 19 Minuten keine Fangesänge aus dem Gästeblock zu hören, ehe man den eigenen Verein wieder aus voller Kehle unterstützte. Eine Aktion, die es sicherlich nicht das letzte Mal in Leipzig gegeben hat und dennoch bleibt die Frage wogegen die Fans überhaupt protestieren. Woher kommt der Hass gegen Rasenballsport Leipzig und ist dieser berechtigt? Dafür blicken wir auf die zwei wichtigsten Kritikpunkte.
1. Tradition
Der Hauptkritikpunkt gegen RB Leipzig hat mit dessen Gründung im Jahr 2009 zu tun. Rasenballsport übernahm damals, mit Genehmigung des Norddeutschen Fußballverbands, das Spielrecht des SSV Markranstädt in der fünftklassigen Oberliga. Im Gegensatz zu Vereinen wie Bayern München (1900), Borussia Dortmund (1909), SV Darmstadt (1898) und den meisten weiteren Clubs im Bundesliga-Oberhaus, hat RB also ein volles Jahrhundert weniger Geschichte zu bieten. Innerhalb von sieben Jahren gelang, dank Geld von Red Bull, der Aufstieg in die erste Liga. Für Fans anderer Vereine ist dies natürlich ein Dorn im Auge. Viele der sogenannten „Traditionsclubs“, wie beispielsweise Alemannia Aachen, spielen mittlerweile in der Regionalliga, weil sie finanziell nicht mehr mit den Großen mithalten konnten. Unterdessen konnte man in Leipzig immer auf das Geld von Dietrich Mateschitz (Red Bull Chef) zählen, womit der schnelle Aufstieg möglich wurde. So haben die Fans anderer Vereine auch aus Neid ein Merkmal gefunden, das man in Leipzig so schnell nicht bekommen wird: Tradition. Daraus folgt die Schlussfolgerung, dass RB einem Traditionsclub den verdienten Bundesligastartplatz weggenommen hat. Klar ist es schön, wenn man als Verein auf eine große Geschichte zurückblicken kann und es lässt sich zurecht kritisieren, dass RB Leipzig nicht, wie sonst üblich, in der Kreisklasse anfangen musste. Dennoch ist das Traditionsargument sachlich gesehen keine wirklich berechtigte Kritik.
2. Geldgeber
Trikotwerbung, Stadionnamen, Sponsoring ... Wer noch immer glaubt im Profifußball geht es nicht ums Geld, der lebt wohl in seiner Illusion. Doch auch hier sehen einige Fans einen großen Kritikpunkt gegenüber Rasenballsport. Dass der komisch wirkende Vereinsname nicht zufällig dieselbe Abkürzung hat wie der Geldgeber von Leipzig, sollte jedem aufgefallen sein. Doch sind es nicht gerade die großen Clubs aus München oder Dortmund (beides Aktiengesellschaften), die durch Sponsoring-Verträge und Ähnliches das große Geld machen? Nein, denn es gibt einen entscheidenden Unterschied zum Modell aus Leipzig. Während die restlichen Vereine (Hoffenheim, Wolfsburg und Leverkusen ausgenommen) aus eigener Kraft in die Bundesliga aufstiegen und erst daraufhin attraktiv für Sponsoren wurden, stand in Leipzig zuerst die Marke. Red Bull war der Taktgeber, als es darum ging überhaupt einen Verein zu gründen. Im Prinzip war diese Gründung lediglich eine Marketing-Strategie, um das Produkt Red Bull zu bewerben. Für das Unternehmen geht es in erster Linie also nicht um Fußball oder Leipzig, sondern darum, besonders viele Dosen an Energy-Drinks zu verkaufen. Für andere Geldgeber wie beispielsweise bei Dietmar Hopp in Hoffenheim spricht im Gegensatz zu RB, dass er den Club aus seiner Heimat stärken wollte und dafür auch keinen neuen Verein irgendwo in Deutschland gegründet hat. Da es beim Fußball zumindest vorwiegend auch um Fußball und nicht um Marken gehen sollte, ist dieses Argument gegen RB Leipzig zutreffend.
Fazit:
Neben diesen beiden Punkten, bewegt sich RB Leipzig auch an anderen Stellen am Rande der Grauzone. Beispielsweise bei Fanrechten oder Transfers mit dem Partnerclub aus Salzburg. Doch der Protest wird leiser werden, während RBL der Liga erhalten bleibt. Jeder kann selbst entscheiden, ob er das Modell unterstützten will, indem er eine Dose Red Bull kauft.