Der türkische Staatsterror gegen prokurdische Gruppierungen geht weiter. Vor einem Jahr sprengten sich in Ankara zwei Selbstmordattentäter in die Luft und rissen 100 Menschen mit sich in den Tod. Am Montag zerschlugen nun türkische Sicherheitskräfte durch den Einsatz von Wasserwerfern, Gasgranaten und Gummigeschossen eine prokurdische Gedenkveranstaltung. Im Vorfeld hatte der Provinzgouverneur Kemal Önal die Gedenkkundgebung mit Hinblick auf den gescheiterten Putschversuch im Juli diesen Jahres - und dem seitdem geltenden Ausnahmezustand - verboten. Zugang zu der Veranstaltung wurden lediglich den nächsten Angehörigen der Opfer gewährt. Diese trauern um 103 Demonstranten, die am 10. Oktober 2015 von zwei Selbstmordattentätern, welche sich mitten in der Menge von Menschen in Luft sprengten, getötet worden. Zudem wurden weitere 500 Demonstranten an diesem Tag zum Teil schwer verletzt. Damit war der Anschlag vom 10. Oktober 2015 der schlimmste in der jüngeren Geschichte der Türkei.
Der Staatsterror in Ankara eskaliert dramatisch
Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP waren am Montag vor Ort und berichteten, dass eine Menge von mehr als 150 Menschen "Mörderstaat" riefen, als ihnen der Weg von einem Aufgebot an Polizisten versperrt wurde, sodass sie nicht zu dem Platz gelangen konnten, an dem sie den Opfern gedenken wollten. Darüberhinaus wurden hunderte weitere Demonstranten, welche Schilder und Fahnen verschiedener politischer Institutionen hochhielten, ebenfalls von der Polizei an der Teilnahme an der Gedenkveranstaltung gehindert. Die Situation eskalierte schließlich zunehmends, als sich einige der Demonstranten der Polizei gegenüber stellten und die staatliche Gewalt mit Steinen und Flaschen erwiderten.
Schon am Sonntag fanden in mehreren Städten Gedenkveranstaltungen statt, wo es ebenfalls zu polizeilichen Übergriffen gegenüber Teilnehmern und Demonstranten kam. Sogar im Urlaubsort Alanya am Mittelmeer wurde ein Gebäude der Bildungsgewerkschaft Egitim-Sen von einem faschistischen Mob gestürmt. Gemäß Augenzeugenberichten wurde gar das Grab eines der damaligen Anschlagsopfer in Gegenwart der Polizei geschändet. Die politisch-kulturellen Spannungen in der Türkei nehmen neue Ausmaße an. Der Staatsterror der Erdogan-Regimes eskaliert zunehmends - selbst Trauerversammlungen werden seit dieser Woche gewaltsam niedergeschlagen!
...Mehr