Die Statistik weist Sebastian Vettel als vierfachen Weltmeister und damit nach Michael Schumacher (7 Titel) und Juan Manuel Fangio (5) als drittbesten Fahrer in der Geschichte der Formel 1 aus. Alain Prost brachte es ebenfalls auf vier WM-Titel und steht damit rein faktisch auf einer Stufe mit Sebastian Vettel. Vergleiche mit den ganz großen Namen der Formel 1 - Michael Schumacher, Alain Prost oder Ayrton Senna - verbieten sich für Sebastian Vettel aber dennoch. Spätestens seit dem Wechsel von Red Bull zu Ferrari zur Saison 2015 darf Vettel zwar immer noch als sehr guter und sicherlich auch überdurchschnittlicher Fahrer bezeichnet werden, das Zeug zur Legende scheint der Heppenheimer nicht mitzubringen.
Steiler Aufstieg bei Red Bull
In der Saison 2007 feierte Sebastian Vettel sein Debüt hinter dem Steuer eines BMW Sauber, es folgte der Wechsel zu Toro Rosso, der Talentschmiede von Red Bull. Das erste dicke Ausrufezeichen setzte Vettel am 14. September 2008 beim GP von Italien in Monza. Auf dem traditionsreichen Kurs sicherte sich der damals 21-jährige zunächst die Pole Position und schließlich auch den Sieg - beides als bis dato jüngster Fahrer aller Zeiten. Zur Saison 2009 folgte der Wechsel von Toro Rosso zu Red Bull, wo Vettel zwischen 2010 und 2013 viermal in Folge Weltmeister wurde. Jedoch in einem Auto, in welchem jeder beliebige Fahrer wohl mindestens Vize-Weltmeister geworden wäre. In der Saison 2014 ersetzte Red Bull den durchschnittlich begabten Mark Webber durch den jungen Daniel Ricciardo. Am jungen Australier biss sich Vettel die Zähne aus und Red Bull kein haushoch überlegenes Auto mehr bieten. Entnervt ergriff Vettel zur Saison 2015 die Flucht zu Ferrari.
Seit 26 Rennen ohne Sieg
Damit schien Sebastian Vettel in die Fußstapfen seines Idols und Förderers Michael Schumacher zu treten. Auch den Kerpener zog es im Jahr 1996 zu Ferrari, allerdings befand sich die stolze Scuderia damals in einem trostlos chaotischen Zustand. Schumachers Spuren, die der Rekordweltmeister in Italien mit dem "Wiederaufbau" von Ferrari hinterließ, sind für Vettel mehr als nur eine Nummer zu groß. Die anhaltende Erfolglosigkeit scheint zunehmend an Vettels Nervenkostüm zu nagen. Statt durch fahrerische Leistungen glänzt Vettel in immer kürzer werdenden Abständen durch teilweise ausfällige Motzereien am Boxenfunk. Mal wird Rennleiter Charlie Whiting zum Ziel der Vettelschen Schimpftiraden, meistens jedoch die Fahrerkollegen. Symptomatisch waren dabei zwei Szenen während des GP von Brasilien in Sao Paolo. Zunächst verteidigte Vettel seine Position mit einem sehr harten Manöver gegen Fernando Alonso, nur um sich wenige Runden später am Funk über die Fahrweise von Max Verstappen zu beschweren. Der als Jahrhundert-Talent geltende Niederländer hatte Vettel mit einem fast identischen Manöver in die Schranken verwiesen wie dieser zuvor Alonso - mit dem Unterschied, dass Vettel nun den Kürzeren gezogen und die Rennleitung daher zum Einschreiten aufgefordert hatte.
Räikkönen auf einem Level mit Vettel
Bei aller fahrerischen Klasse werden die Unterschiede zwischen Sebastian Vettel und den Legenden der Formel 1 beim Blick auf die teaminternen Duelle deutlich. Schumacher, Senna oder Prost hatten ihre Teamkollegen stets deutlich im Griff, sofern sie nicht gerade im selben Auto saßen. Dies trifft bei Vettel lediglich auf seine Zeit bei Red Bull mit Mark Webber zu. Daniel Ricciardo lief Vettel den Rang ab, Kimi Räikkönen bewegt sich bei Ferrari seit zwei Jahren auf einem sehr ähnlichen Niveau und muss keinen Vergleich mit dem viermaligen Weltmeister scheuen. Eines hat der Finne Vettel indes voraus - Räikkönen wurde mit Ferrari Weltmeister und hat sich in den Herzen der Tifosi für immer verewigt. Über Vettel klingt das Urteil der italienischen Medien immer öfter so wie in der "La Republica" nach dem jüngsten Brasilien GP: "Wie eine alte Tante schimpft er das ganze Rennen lang über das Wetter, Verstappen macht ihm zu schaffen und dann heult er per Radio."