Zugegeben, dieser Bericht wird Sky verärgern. Man mag nicht, wenn die "individuellen" Rückholangebote öffentlich die Runde machen. Aber noch viel mehr enttäuschter werden die Stammkunden von Sky sein. Jene Abonnenten, die sich immer weniger wertgeschätzt fühlen, obwohl sie eben nicht regelmäßig ihren Vertrag kündigen, um Rabatte zu bekommen. Einige Stammkunden von Sky sind der Auffassung, gutes Fernsehen kostet eben. Aktuell inzwischen 76,99 Euro pro Monat (Sky Entertainment + Cinema + Sport + Bundesliga + HD; Stand: 11/2016 reguläre Preisliste), wenn man das gesamte Sky-Programm haben will. Das ist viel Geld. Es gibt Kunden, denen das zuviel ist. Sie suchen nach Möglichkeiten, diese Preise zu drücken - durch taktische Kündigungen. Ist das frech? Nicht unbedingt.
Exklusivität geht verloren
Denn der Wettbewerb im PayTV-Markt ist in den letzten Jahren härter geworden. Kabelanbieter bieten inzwischen ein großes Bouquet an Spartensendern an. Zu nennen wären die Programmsender von Sony (AXN, Sony Entertainment) oder Viacom (MTV Brand New, MTV Live, Nick Toons). Auch mit Turner hat Kabel Deutschland exklusive Vereinbarungen über einzelne HD-Sender. Disney ist ebenfalls bei vielen Anbietern vorhanden. Nur Disney Cinemagic ist in der HD Version noch exklusiv bei Sky. Bei Film und Serien kommen die Streamingdienste Sky zuvor. Paramount Pictures bringt seine Filme nach der PayPer-View Verwertung (Sky Select) exklusiv zuerst bei Amazon Prime, seit 2012 nicht mehr bei Sky. Canal + Studio ist ebenfalls nicht mehr bei Sky.
Taktische Kündigungen gegen hohen Preise
Der zahlende Sky-Kunde, der oft auch noch andere Abos nutzt, zum Beispiel Netflix, hat den Markt durchschaut und nutzt seine Vorteile. Das ist Wettbewerb wie er sein soll. Und ein Problem für Sky. 76,99 Euro für Sky? Sogar einzelne Pakete sind immer noch kostenintensiv. So schlägt Entertainment + Cinema OHNE HD mit 42,40 Euro pro Monat zu Buche. Seit Jahren gehört es daher für viele Kunden zu einer Selbstverständlichkeit, ihren Sky-Vertrag zu kündigen, um dann bessere Angebote zu bekommen. Den Normalpreis wollen immer weniger Sky-Kunden zahlen. In Foren wird ausgetauscht, wie man sich zu verhalten hat: Niemals das erste Angebot annehmen. Und Sky? Dort geht man mit den Rückholangeboten an die Schmerzgrenze. Aktuell mit dem "Black Friday" für 24,99 Euro. Darin enthalten: Alles!
Aktivierungsgebühr geschenkt, wenn's sein muss
Sogar die Aktivierungsgebühr wird erlassen. Sky hatte vor wenigen Jahren eine sogenannte Gebühr für Rückholangebote eingeführt, um bei der Rabattschlacht wenigstens noch etwas zusätzlich zu verdienen. Doch auch hier, so liest man in Foren, drohen Kunden einfach nur mit Aufrechterhaltung der Kündigung - und schon soll ihnen diese Aktivierungsgebühr von bis zu 25 Euro erlassen werden. Für Sky werden die Rabatte zu einer ernsten Gefahr. Filmrechte sind nicht unbedingt billiger geworden. Die Bundesligarechte von knapp einer halben Milliarde Euro müssen refinanziert werden.
Immer mehr Werbung auf Sky und im Abrufdienst
Schon jetzt kompensiert Sky seine Kosten mit immer mehr Werbung. Das ist Fluch und Segen zugleich. PayTV ist für die Wirtschaft inzwischen ein spannendes Umfeld, aber für Kunden nur schwer zu ertragen. Bei Sky ist Werbung allgegenwärtig: Bereits jetzt sind vor fast jedem Abruf (außer Kindersendungen) auf Sky on Demand ein bis zwei Werbespots geschaltet. Sendungen auf Sky 1 und Sky Krimi werden mit Werbung unterbrochen. Und dass man die Werbung demnächst auf Sky on Demand nicht mehr vorspulen kann, dürfte nur eine Frage der Zeit. Man kann darüber streiten, ob Sky zu teuer ist oder die Paketpreise im Preis-/Leistungverhältnis noch stimmen. Sicher ist: 24,99 Euro für Alles sind kaum noch wirtschaftlich für Sky. Für die Kunden ist das ein grandioses Schnäppchen. Problem für Sky: Einmal so billig, akzeptiert der Kunde keine höheren Preise mehr. Der nächste "Black Friday" kommt daher garantiert.
Foto: Sky Plauderecke/Facebook; Sky Deutschland Presse (Logo)
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