Österreich wählt - wenn nicht wieder irgendwo ein paar Wahlurnen umfallen oder übereifrige Pfleger in Altenheimen die Wahlzettel für Demente ausfüllen - Anfang Dezember seinen neuen Bundespräsidenten. Zur Wahl stehen, jetzt also im dritten Anlauf, der ehemalige Kommunist und sehr, sehr grüne Rentner Alexander Van der Bellen sowie der nationalliberale Flugzeugingenieur Norbert Hofer (FPÖ). Ein spannendes Rennen für ganz Europa, auch wenn der österreichische Bundespräsident in der Tagespolitik eine eher moderate Rolle spielt.
Nie war die Hofburg wichtiger
Das Rennen zwischen dem grünen Senior und dem nationalliberal freiheitlichen Strahlemann hat dennoch eine sehr weitreichende Bedeutung. Denn Van der Bellen ist ein begeisterter Anhänger der spinnerten Idee, die EU in so etwas wie die "Vereinigten Staaten von Europa" zu verwandeln. Hofer dagegen würde wohl jedem Gesetz die Unterschrift verweigern und jede Regierung entlassen, wenn es auch nur ansatzweise in eine solche Richtung gehen würde. Hofer würde das Amt politisieren, als Bollwerk gegen immer mehr EU und immer weniger Nation.
Der Dominoeffekt
Nachdem in Polen, Slowenien, Ungarn und Tschechien bereits EU-kritische Regierungen an die Macht gewählt wurden und die Briten den Brexit-Weg gehen, würde sich Österreich unter einem Präsidenten Norbert Hofer dort einreihen. Das Anti-EU-Domino ginge also munter weiter. Wenn dann auch noch die Niederlande bei den Wahlen 2017 in dieses Lager wechseln und die national-soziale Marine Le Pen vom Front National die Präsidentenwahl in Frankreich gewinnen würde - es wäre aus und vorbei mit jeder EU-Zentralisierungsträumerei.
Muss man Angst haben?
Das wäre der blanke Albtraum des bisherigen EU-Establishments. Aber wäre es auch ein Schreckensszenario für den Normalbürger? Eher nein. Dass die jetzige EU und der Euro ein Fiasko sind, kann nur bestreiten, wer nie Nachrichten schaut oder zu tief ins Glas. Natürlich wäre es schöner, liberale und entspannte Politiker würden die europäischen Nationen regieren. Aber so lange dies bedeutet, dass sie am Volk vorbei an einem EU-Zentralstraat basteln und all das Chaos anrichten, was sie eben so anrichten, kann man es keinem Wähler übel nehmen, wenn er sagt: "Schluss mit dem Unsinn!"
Dabei wäre es so einfach
So kompliziert ist das alles nämlich gar nicht. Europa ist nun einmal ein alter Kontinent mit tief verwurzelten Traditionen. Wenn man dann daherkommt und das Ganze in einen Einheitsbrei verwandeln will, der aus Brüssel regiert wird, bekommt nicht den Himmel auf Erden - sondern Belgien. Es ist schon eine Ironie des Schicksals, dass die "Hauptstadt" der EU in einem Land liegt, welches das Sinnbild für das absolute und desaströse Nichtfunktionieren eines Vielvölkerstaates ist. Im Grunde sehen die EU-Beamten es also jeden Tag vor ihrer eigenen Nase, was man nicht wollen sollte, wäre man bei klarem Verstand. Doch offenbar sind die Glaspaläste der EU inzwischen so hoch, dass diese Damen und Herren über den Niederungen Belgiens schweben.
Hofer wird Bundespräsident
Deswegen ist anzunehmen, dass Norbert Hofer zum nächsten Bundespräsidenten Österreichs gewählt wird. Im vergangenen halben Jahr seit dem letzten, verunglückten und sodann anullierten Wahlgang ist viel Wasser die Donau hinuntergeflossen - und die Dinge in Europa wurden nicht eben besser. Deshalb wäre es eine echtebÜberraschung, wenn Österreich sich doch noch für einen alternden EU-Fetischisten entscheidet. Stellen wir uns also auf ein nationalliberales Staatsoberhaupt in Österreich ein. Um es mit Noch-US-Präsident Obama zu sagen: "Die Sonne würde trotzdem weiter aufgehen".