„Viele Menschen verwechseln das Internet mit der Digitalisierung“. Diese These stellt Christian Baudis in einem Interview mit „personaldienstleister.de“ auf. Christian Baudis ist ehemaliger Chef von Google-Deutschland und Digital-Unternehmer. Dabei sei das Internet nur ein Teil der Digitalisierung. Und Google, Facebook, Amazon und Co. habe bereits für viele Menschen eine große Veränderung bedeutet. „Wir stehen erst am Anfang der Digitalisierung“, ist Christian Baudis sicher. Wohin uns diese wohl größte Veränderung der Arbeits- u. Lebenswelt seit der industriellen Revolution führt, „weiß niemand so richtig“, sagt der Futurist Baudis.
Digitalisierung verändert unser Leben
Nur eines ist gewiss: Es wird unser Leben und Arbeiten, ja unsere Gesellschaftsordnung mindestens vor gewaltige Herausforderungen stellen. Einer Studie von „Oliver Wyman“ war neulich zu entnehmen, dass sich in den vergangenen Jahren das Wirtschaftswachstum in Deutschland fast ausschließlich durch Mehrarbeit generierte, und nicht aus Produktivitätssteigerungen. Die Arbeitslosenzahlen gingen zurück. So viele Menschen gehen einer Beschäftigung nach, wie schon seit langem nicht mehr. Das könnte – nein, das wird sich durch die digitale Transformation ändern. Wenn effiziente Roboter Arbeiten übernehmen oder die menschliche Arbeit ergänzen und verbessern, wenn künstliche Intelligenz durch selbstlernende Algorithmen dazu in der Lage sind, Ausschuss mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit bereits während der Produktion zu erkennen und sie den Mangel eventuell korrigieren können, wird das die Produktivität der Wirtschaft steigern. In einem nie gekannten Maße. Die Wirtschaftsleistung wird sich also mit der Digitalisierung (mehr oder minder) von der benötigten Arbeitskraft entkoppeln. Natürlich ergeben sich aus den angesprochenen Produktivitätssteigerungen auch Chancen durch die Digitalisierung. Diese sind aber nur dann nachhaltig, so es gelingt, ein Modell zu finden, das es ermöglicht, die Menschen an diesem digitalen Profit teilhaben zu lassen.
Profit ohne Lohn
Lohn und Gehalt könnten künftig nämlich eine weitaus geringere Rolle spielen, wenn es darum geht, woraus wir in Zukunft unseren Lebensunterhalt bestreiten werden. Vorausgesetzt einige der – zugegeben - sehr vagen Prognosen träfen zu, dann könnte das zum Beispiel eine Art Grundeinkommen sein. Der Philosoph Richard David Precht befürchtet bereits eine Massenarbeitslosigkeit sowie soziale Verarmung. Er meint: Politik, Wirtschaft und Wissenschaft müssen sich dringlicher als sie es bisweilen tun, den Herausforderungen der digitalen Transformation der Gesellschaft stellen. Freilich, auch die Wyman-Studie besagt, dass man erst ganz am Anfang der Digitalisierung steht. Wie lange dieser Prozess allerdings andauern wird? - Das kann zu diesem Zeitpunkt noch niemand sagen. Die einen sehen uns bereits in 20 Jahren in einer „anderen Welt“. Andere halten die Möglichkeit, dass sich nicht wirklich viel ändern wird, genau so wahrscheinlich, wie die Option, dass es bereits übermorgen – etwas überspitzt formuliert - zu einem digitalen Urknall kommen kann.
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