Der Plot klingt zunächst erstmal ziemlich vertraut: High-School-Schönheit
Laura nahm sich vor einem Jahr das Leben. Auf einer Party eines
Mitschülers blamierte sie sich nämlich bis auf die Knochen. Dieser Fehltritt von Laura
wurde ins Internet gestellt und ruinierte den Ruf der Schülerin. Sie hielt das alles nicht mehr aus. Suizid!
Ein Jahr nach Lauras Tod versammeln sich sechs ihrer Mitschüler bei Skype, um
über den Tod des Mädchens zu sprechen. Doch eine weitere Person kommt
plötzlich in den Chat hinzu, von Lauras Skype-Account auch noch. Die Warnung: Wer den Chat verlassen will -
stirbt. Wer nicht antworten will - stirbt.
Kurzer Prozess im Internet mit Schockszenen
Klingt bis jetzt erstmal nicht unbedingt wie ein Brüller. Und die
Tatsache, dass es einer dieser unzähligen Found-Footage-Filme ist,
lässt den Horrorfreak zunächst einen Einheitsbrei befürchten. Doch hier haben wir endlich eine Perle gefunden!
"Unknown User" ist ein brillianter Schocker, der gezielt mit der Psyche des Zuschauers spielt. Der Film wurde
von niemand anderen produziert, als von Genrefilmexperten Timur
Bekmambetov ("Wanted" mit Angelina Jolie, "Abraham Lincoln
Vampirjäger"). Und der Streifen greift in den Szenen konsequent durch.
Denn der Film zeigt die unmittelbaren Konsequenzen, wenn jemand
versucht, den Chat zu verlassen. Da wird nicht erst lange Spannung aufgebaut.
Die Rache an alle Junkies in der digitalen Welt
Denn die sechs Schüler werden ziemlich schnell zu schrecklichen Taten gedrängt. Das
ist gewollt. Es ist kein Splatter, der Leute vor ihrer Webcam dahin rafft. "Unknown User" kann als perfide Rache an Menschen verstanden werden, die im Internet andere mobben. "Das Besondere und Gruselige an 'Unknown User' ist auch, dass
wir uns eine völlig neue Art des Drehens ausgedacht haben, die auch
Teil der Geschichte ist", sagte der ausführende Produzent, Jason
Blum (Produzent des harten Gewaltdramas "The Purge - Die
Säuberung"). Es ginge um den immer größeren Teil unseres Lebens, den
wir nun einmal digital verbringen würden. Blum versteht wie kein
anderer, Gesellschaftskritik knallhart an den Zuschauer zu bringen.
Sein Film "The Purge - Die Säuberung" handelte von einer Nacht des
Jahres, wo alle Verbrechen in den USA erlaubt werden und jeder jeden
töten kann. Blum zeigt in "Unknown User"
auch überspitzt die Folgen der Abhängigkeit von der digitalen Welt.
Schauspieler drehten alle mit eigener Kamera
Die Dreharbeiten von "Unknown User" waren auch besonders
ungewöhnlich, denn jeder Darsteller musste seine eigene Kamera
bedienen. Der Horrorschocker wurde dann mit AVID geschnitten. AVID ist
ein digitales, nonlineares Schnittsystem, was den Zuschauer in alle Blickwinkel schauen lässt. Aufgrund der Thematik konnten die Filmemacher sämtliche Bild- oder Tonfehler, die bei
Skype nun einmal vorkommen, zu ihrem Vorteil nutzen. Denn wer schon
einmal geskypt hat, weiß wie nervend das sein kann, wenn das Bild verzerrt ist oder der Ton aussetzt. So bekommt "Unknown User" eine völlig realistische Darstellung. Man glaubt tatsächlich mit im Chat zu sein.
"Unknown User" und die ungewöhnliche FSK-Entscheidung
Mit "Unknown User" kommt ein interessanter
Horrorfilm in die Kinos. Durch die Machart wirkt das Werk sehr authentisch. Der Streifen greift das Thema Cybermobbing und Bedrohungen
im Internet auf. Sehr ungewöhnlich
ist die Freigabegabebescheinigung der FSK (Freiwillige Selbstkontrolle) vom 18.06.2015, die den
Film bereits ab 12 Jahren freigegeben hat. Im Ausland war die
niedrigste Freigabe, zum Beispiel in Großbritanien, erst ab 15
Jahren. Eine Begründung der FSK liegt noch nicht vor, wir reichen
diese in einem Update hier nach. Wir vermuten, dass die FSK die großzügige Freigabe erteilt haben könnte, da der Film mit den Gewaltszenen eher das für junge Menschen brisante Thema Cybermobbing eindringlicher verdeutlichen könnte. Fazit zum Film: Gruselige Skype-Unterhaltung mit Todesfolge. Sehr
empfehlenswert!