Helfer haben große Wut auf die Sextouristen in Cebu
Unter diesen ganzen Hochglanzbildern in Reisekatalogen und vollmundigen Versprechungen auf Internetseiten oder Reisebüros, gibt es noch eine andere Welt - die reale Welt. Man muss von den "traumhaften" Stränden gar nicht weit laufen und ist mittendrin, in einem so unfassbaren Elend. Dieses Elend kann man als Deutscher, aus einem Wohlstandsland, gar nicht begreifen. "Es gibt keine Hoffnung mehr hier, aber wir geben nicht auf", sagt Pater Heinz Kulüke. Der Katholik ist Chef von weltweit 6000 Missionären. Er ist seit 25 Jahren regelmäßig in Cebu unterwegs. Er zeigt sehr deutlich auf die unfassbare Ausbeutung und den Menschenhandel auf der Insel. Denn der Pater hat die Mädchen selbst getroffen, mit ihnen bei ihren Familien gelebt und ihnen geholfen. Wenn man nicht selbst einmal in diesem Elend lebe, kann man nicht mal in den schlimmsten Gedanken begreifen, was diese Menschen erleiden müssen.
Deutscher missbrauchte und schwängerte ein 12-jähriges Mädchen
Bis tief in die Nacht ist Pater Heinz im Rotlichtbezirk von Cebu unterwegs, um Mädchen und Frauen zu helfen, die hier zum Sex gezwungen werden. "Ich gehe nach der Nacht nach Hause und habe Wut auf die Sextouristen, die die Mädchen benutzen." Oft sind die Mädchen noch Kinder. Er erzählt das Schicksal der 28-jährigen Juliet. Sie wurde im Alter von 12 Jahren von einem Deutschen missbraucht. Dieser Deutsche war zum Zeitpunkt der Tat 60 Jahre alt. Juliet bekam ein Kind von ihm. Es folgten weitere Kinder von anderen Sextouristen. Am 24.12.2014, am Heiligen Abend, wurde ihr sechstes Kind tot geboren. Juliet lebt heute auf einer Mülldeponie mit ihren Kindern. Es sind so traurige Geschichten, die der Missionar erzählt, dass man am liebsten nicht mehr zuhören will, weil es so schmerzt. "Für mich heißt Mission heute: Einsatz für Wahrheit und Gerechtigkeit." Diese Frage stellt sich für Pater Heinz immer wieder neu, wenn er sieht wie arm die Menschen in Cebu leben müssen. "Das ist menschengemachtes Leid. Das kann sich auch von Menschen ändern lassen. Und deshalb in ich hier."
Frauen hausen mit 15 Leuten in Hütten aus Müll und verkaufen sich an Urlauber
Und wie Juliet geht es vielen Frauen und deren Familien - arm, die Mädchen missbraucht und ausgebeutet. Roselyn Bacalla ist 19 Jahre. Sie lebt in einer kleinen Hütte, die nur aus Müll gebaut wurde. Sie "wohnt" dort mit ihren Eltern und 13 Geschwistern. Um etwas zu essen in der Woche zu bekommen, sammelt die ganze Familie Plastikflaschen, auf einen der vier Mülldeponien auf der Insel. Manchmal bekommen sie ein paar Cent zusammen. In ihrer winzigen Hütte stinkt es nach Müll. Müll von Touristen, Abfälle der Gesellschaft. Die Gesellschaft interessiert sich nicht für die Müll-Einwohner von Cebu und deren Schicksal. Aber Männer mit perversen Neigungen fahren nicht selten in die Nähe der Mülldeponien von Cebu, suchen nach der Armut und vor allem nach jungen, sehr jungen Frauen. Sie wollen für wenige Euro die Mädchen missbrauchen, sich an ihnen vergehen. Meist muss der Geschlechtsverkehr ohne Kondom stattfinden.
Cebu kann für Sextäter Höchststrafen und den Tod verhängen
Eines vergessen die Täter schnell. Kindesmissbrauch ist entgegen der weit verbreiteten Meinung in Südostasien - und besonders auf den Philippinen - eine sehr schwere Straftat. Das philippinische Gesetz definiert Prostiuierte unter 18 Jahren als Missbrauchopfer. Es drohen Freiheitsstrafen für die Täter von bis zu 30 Jahre und sogar die Todesstrafe. Doch die armen Einwohner von Cebu finden leider viel zu wenig Aufmerksamkeit. Das Elend passt nicht in das lukrative Geschäft mit dem wachsenden Tourismus. Über Roselyn, Juliet und die anderen Menschen sagt Pater Heinz Kulüke: "Heute wird nicht nur Papier weggeworfen. Es werden Menschen weggeworfen."
RTL und die katholische Kirche haben einen traurigen Film über das Schicksal der Mädchen von Cebu gedreht. Die Filmemacher Andreas Kuno Richter und Christian Büttner zeigen ihre Reportage "Entstation Müll - Verloren zwischen Abfall und Sextourismus" am 14.06.2015, 23:20 Uhr bei RTL.