Nun also doch Van der Bellen. Österreich hat den bewährten Weg gewählt und das grüne Urgestein zum Bundespräsidenten gewählt. Allen etablierten Parteien fällt ein Stein vom Herzen, Anhänger einer "EU der Vaterländer" haben eine schwere Niederlage erlitten. Aber so ist Demokratie eben und wenn die Bewohner des sympathischen kleinen Alpenlandes im dritten Anlauf einen linken Apo-Opa zum Staatoberhaupt wählen, dann ist das der Volkswille in Aktion. Außerdem ist das Ergebnis dieses Mal so klar, dass jetzt endlich Ruhe sein dürfte bei allen Zweiflern und Verschwörungstheoretikern.
Zweifel beseitigt
Auch wenn es für Österreich ein sehr langes Wahljahr war, herrscht jetzt endlich politischer Friede, was schon ein Wert an sich ist. Vor allem aber ist jenen der Wind aus des Segeln genommen, die unkten, die Russen würden diese Wahl manipulieren, ebenso wie sie die Wahl Trumps herbeimanipuliert hätten. Welch blanker Unsinn. In Amerika werden deswegen völlig sinnfrei nochmal ein paar Bundesstaaten nachgezählt. Aber dort wie jetzt auch in Österreich hat nicht der Staatspräsident der Russischen Föderation die Wahl entschieden, sondern das Volk.
Der Wind drehte sich
Wurde die erste, dann annullierte Stichwahl auch hauchdünn von Van der Bellen gewonnen, so war das Urteil des österreichischen Verfassungsgerichtes richtig, das Ergebnis aufzuheben. Zu viel krumme Dinge waren gelaufen. Es gab dann einen weiten Anlauf, im Herbst. Doch dieser musste abgesagt werden, weil Briefumschläge für die Briefwahl einen fehlerhaften Klebstoff aufwiesen. Seit Sonntag den 4. Dezember ist die Sache endlich entschieden - doch schon nach der Absage des zweiten Anlaufs war die FPÖ aus dem Takt geraten und der Wind drehte sich.
Kickl aus dem Tritt
Norbert Hofer war der Überraschungssieger der Vorwahl. Dass er überhaupt in die Stichwahl kam und diese im aufgehobenen ersten Durchlauf vermutlich sogar gewonnen hatte, wäre alles mit rechten Dingen zugegangen, hat er nicht zuletzt dem Wahlkampfgenie Herbert Kickl zu verdanken. Kickl ist einer der beiden Generalsekretäre der FPÖ und gilt unter Fachleuten als einer der besten Wahlkampf-Designer der Welt. Er war schon Redenschreiber von Jörg Haider und der Aufstieg der Kleinpartei FPÖ zur stärksten politischen Gruppierung des Alpenlandes gehen auf sein Konto. Der Mann ist schlicht ein Genie. Das ganze Hin und her der annulierten und dann verschobenen Wahl, hat ihn jedoch sichtlich aus dem Tritt gebracht und Norbert Hofer gleich mit
Immer verbissener
Statt sich weiter durch Österreich zu lächeln, wurde Norbert Hofer immer härter und verbissener. Vielleicht war es Taktik, zu glauben, nach dem Sieg Donald Trumps wären breitschultrige Politiker das, was die Wähler wollen. Doch Hofer ist nicht Trump und seine immer größere Schärfe stand im scharfem Kontrast zum "Präsidenten der Herzen" aus der ersten Wahlrunde. Er hab dieses Erfolgsrezept auf und machte plötzlich auf "harter Staatsmann". Deshalb ist es mehr als unwahrscheinlich, dass es wirklich Herbert Kickl war, der hier seinen Masterplan geändert hat. Vielmehr muss Hofer unter dem Einfluss anderer Parteigrößen einen Wandel durchgemacht haben, der in die Niederlage führte.
Es gewinnt immer der Optimistischere
Grundsätzlich weiß man in der politischen Forschung, dass immer jener Kandidat die Wahl gewinnt, der die größere Zuversicht, mehr Optimismus und eine Nähe zu den Herzen der Menschen ausstrahlt. In den USA hat die kalte Hillary schließlich auch gegen den rüpelhaften, aber im englischen Original doch warm-väterlich wirkenden Donald Trump verloren. Es ist immer so und in Österreich war es nicht anders. Hofer war härter geworden, Van der Bellen dafür - entgegen seinem Charakter - umso volksnäher und hoffnungspendender. Deswegen hat das alles seine Ordnung und die Anhänger der FPÖ haben immer noch den Trost, dass der neue, grüne Präsident schon angekündigt hat, mehr zeremoniell denn aktiv politisch zu wirken.