Am 4. Oktober fanden in der tschetschenischen Hauptstadt Grozny Mixed-Martial-Arts-Wettkämpfe (MMA) im Rahmen einer eigens aufgelegten Veranstaltungsreihe World Fighting Championships of Akhmat (WFCA) statt. Bei MMA handelt es sich um einen immer populärer werdenden, aber auch umstrittenen Vollkontaktsport mit nur wenigen Beschränkungen. Bei den Kämpfen, die zum 40. Jubiläum des tschetschenischen Oberhaupts Ramsan Kadyrow ausgerichtet wurden, traten überraschend auch Kinder an. Kadyrows Söhne Adam (8), Selimchan (9) und Achmad (10) haben ebenfalls teilgenommen – und gewonnen. Einmal sogar durch K.O. Der zum russischen Sportsender "Матч TB" gehörende Spartenkanal "Матч! Боец" hat die Kämpfe live übertragen.
Kinder kämpfen im MMA-Ring zur Unterhaltung
Prompt äußerte sich der legendäre MMA-Kämpfer und Präsident der Russischen MMA-Union Fedor Emelianenko zum Spektakel in der russischen Kaukasusrepublik: „Angekündigt wurde ein Schaukampf. Was die Zuschauer aber sahen, war ein realer Fight, der nach den MMA-Regeln für erwachsene Profikämpfer abgehalten wurde.“ Über Instagram betonte Emelianenko weiter: „Kinder unter 12 Jahren dürfen an MMA-Kämpfen überhaupt nicht teilnehmen. Es gibt keine Rechtfertigung dafür, was am Dienstag in Grozny geschah! Eine Teilnahme an Kämpfen mit Regeln für Erwachsene kann sowohl physische als auch psychische Schäden bei den Kindern verursachen.“ Daraufhin meldete sich der Duma-Abgeordnete und Kadyrows Cousin Adam Delimchanow. In seinem Instagram-Account äußerte er sich herabwürdigend über Emelianenko und dessen Familie und schloss mit einer Drohung ab: „Fedja [kurz für Fedor], erinnere dich gut an unser Telefonat. Als du den Hörer hingeschmissen hast, hattest du nicht den Mumm, wie ein richtiger Mann zu reden. Das zeugt von deiner Feigheit. Abschließend möchte ich sagen: Egal wer einer ist, er wird sich für jedes seiner Worte verantworten, das über meine Neffen gesagt worden ist!“
Ein Fall für den Kinderschutz
Nicht Schlimmes an den Kinderkämpfen fand auch der Kinderschutzbeauftragte der Tschetschenischen Republik Hamsat Hirachmatow. Im Interview dem Sender RBC sagte er, dass die Kinder keine Schäden davontrügen und es überhaupt tschetschenische Tradition sei, Jungen als Männer zu erziehen. Dabei zeigt das Video das genaue Gegenteil: Ohne Schutzausrüstung verpassen sich die kleinen Kontrahenten gegenseitig immer wieder heftige Schläge – auch im Kopf- und Bauchbereich. Die Kommentatoren konstatieren außerdem Leberhaken. Ein Kind bleibt schließlich regungslos am Boden liegen. „Das wäre eindeutig ein Fall für die entsprechenden Behörden“, zitiert die russische Nachrichtenagentur Interfax den Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow.
Die Kinderschutzbeauftragte der Russischen Föderation Anna Kusnezowa hat bereits Untersuchungen angekündigt. Bleibt zu hoffen, dass die besagten Behörden genauso schnell reagieren, wie sie es im September im Fall der Ausstellung von Jock Sturges getan haben: Geschwind wurden die Fotos des US-Fotografen von Anna Kusnezowa und Elena Misulina – Duma-Abgeordnete und Schwulenjägerin – als Kinderpornografie eingestuft, von Unbekannten mit Urin übergossen und aus Russland verbannt.
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